Vorlesung – Innohunt https://blogs.ethz.ch/innohunt Auf der Jagd nach Lehrinnovationen Fri, 17 Dec 2010 16:05:12 +0000 en-US hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.2.3 Classroom Response Systems (CRS) zur Aktivierung von Studierenden in Grossveranstaltungen https://blogs.ethz.ch/innohunt/2010/12/classroom_response_systems/ https://blogs.ethz.ch/innohunt/2010/12/classroom_response_systems/#respond Fri, 03 Dec 2010 14:16:57 +0000 http://blogs.ethz.ch/innohunt/?p=26

Keywords: Clicker, CRS, Vorlesung, Grossveranstaltung, PRS

Die Aktivierung von Studierenden in grossen Vorlesungen ist seit dem Paradigmenwechsel hin zum aktiven Lernen ein grosses Thema. Seit einigen Jahren spielen dabei Response Systeme eine zentrale Rolle. Einige Quellen sprechen sogar schon von einem "standard educational tool" [1]. In der heute oft eingesetzten digitalen Variante handelt es sich um einen zentralen Empfänger (meist über Funk) und Handgeräte (so genannte "Clicker"), welche an die Studierende abgegeben werden. Der Dozent stellt im Verlauf der Veranstaltung Fragen, die Studierenden antworten und das Resultat kann unmittelbar präsentiert werden.

Die Nachteile an grossen Vorlesungen sind aus pädagogischer Sicht vielfältig: Grosse physische Distanz, unpersönliche Atmosphäre und daraus folgend Passivität und schnell abfallende Aufmerksamkeit von Studierenden. Eine schöne Literaturzusammenfassung zu diesen Problemen liefern Trees und Jackson [2]. Unter anderen Douglas Duncan, einer der renommiertesten CRS-Publizierenden, verweist auf die Rückmeldungen, die der Dozierende neu durch Clicker erhalten kann – nur durch den Einsatz von elektronische CRS erhält er ein schnelles, ehrliches und breites Feedback [3].

Im Vergleich zu nicht elektronischen Alternativen (Handabstimmung, Farbkärtchen, Webabstimmung) bieten Clicker entscheidende Vorteile: schnelle genaue Resultate, anonyme Abstimmung und dadurch umfangreichere Teilnahme, verminderte Peer-Effekte (eine schöne Argumentation liefern hier Stowell und Nelson [4]). der Nutzen von CRS wurde verschiedentlich untersucht. Die Resultate sind uneinheitlich, zeigen aber in der Tendenz eine leichte Korellation zwischen CRS-Einsatz und Notenerfolg und eine klare zwischen CRS-Einsatz und Aufmerksamkeit bzw. Merkfähigkeit [5].

Aber natürlich ist dies stark vom Einsatzszenario und vom Dozent abhängig. Die Quellen sind sich einig, dass die Technologie zur Transformation des Unterrichts führen kann, dies aber nicht per se bietet. Lernerfolg und Zufriedenheit korreliert sogar mit der Erfahrung des Dozierenden [6].

CRS werden an der ETH bereits umfangreich in den Departementen D-BIOL, D-UWIS, D-AGRL, D-ERDW, D-PHYS und D-GESS eingesetzt [7]. Auch der Gewinner des Lehrpreises 2010 der UZH, Prof. Michael Hengartner, nutzt Clicker in seinen Veranstaltungen [8]. Erfahrungen und Umfragen haben gezeigt, dass die Studierenden dieses zusätzliche Meidum mehrheitlich gut angenommen haben.

Aus Sicht der Lehrentwicklung ist der Einsatz eines CRS sinnvoll. Es schliesst die Werkzeug-Lücke zwischen dem Anspruch des interaktiven Unterrichts (Paradigma des aktiven Lernens) und den Möglichkeiten in einer grossen Veranstaltung. Wie jedes technische Werkzeug muss auch hier eine technische Einstiegshürde übersprungen werden (diese dürfte jedoch erfahrungsgemäss mit jeder neuen Version weiter abnehmen). Ebenso haben Resultate (auch an der ETH) gezeigt, dass der Einsatz per se keinen Mehrwert bringt, und bei schlechter, zu seltener oder zu häufiger Nutzung mit abnehmender oder fehlender Akzeptanz gerechnet werden muss. Zu einfache (inhaltslose) Fragen führen schnell zu schlechtem Feedback. Deshalb muss der Einsatz didaktisch gut geplant und gegleitet. Durch ein CRS ist es möglich, während einer Veranstaltung zuverlässiger zu erfahren, welche Inhalte verstanden wurden und wo noch eine genauere Erläuterung nötig ist. Dies geht nicht ohne Zeitaufwand und dieser fehlt dann natürlich für andere Inhalte. Aus LET-Sicht ist dies jedoch nicht so problematisch, wenn diese Inhalte an andere Formen (bspw. Selbststudium) delegiert werden. Es ist zu prüfen, – ob die ETH eine zentrale Wissensorganisation zu CRS aufbauen möchte. – via MMS zentral einen Satz CRS zum Verleihen anbieten möchte. – sich technisch für eine hardwareunabhängige Lösung einsetzen möchte (eine Lösung, die sowohl Clicker als auch iPhone o.ä. erlauben würde).

Literatur

  1. Esponda, Margarita (2008): "Electronic Voting On-the-Fly with Mobile Devices", ACM SIGCSE Bulletin 40 (3), p. 93-77.
  2. Trees, April R. and Jackson, Michele H. (2007): "The learning environment in clicker classrooms: student processes of learning and involvement in large university-level courses using student response systems", Learning, Media and Technology, 32 (1), p. 20–40.
  3. Duncan, Douglas (2006): "Clickers: A New Teaching Aid with Exceptional Promise", Astronomy Education Review, 5 (1), p. 70-88.
  4. Stowell, Jeffrey R. and Nelson, Jason M. (2007): "Benefits of Electronic Audience Response Systems on Student Participation, Learning, and Emotion", Teaching of Psychology, 34 (4), p. 253–258.
  5. Jane E. Caldwell (2007): "Clickers in the Large Classroom: Current Research and Best-Practice Tips", CBE Life Sci Educ, 6(1), p.9-20.
  6. Duncan, Douglas (2005): Clickers in the classroom: How to enhance science teaching using classroom response systems. New York: Addison-Wesley.
  7. http://www.agrarerdumwelt.ethz.ch/e-learning/Clicker/index_DE, Zugriff, 3.12.10.
  8. https://cast.switch.ch/vod/clips/2jpe4omsh8/link_box, Zugriff 28.10.10.
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