Auf der Jagd nach Lehrinnovationen

FotoPLE

 

Keywords: Personal Learning Environment, Studierendenzentrierte Lehre, Informelles Lernen, SOL, Lebenslanges Lernen

 

Es ist längst unbestritten, dass Computer die Art wie wir lernen, uns Wissen aneignen und teilen verändern. Es sind aber nicht so sehr die Technologien, welche eine grosse Herausforderung an die Bildung stellen, sondern vielmehr wie wir die Technologien benutzen und diese unser Lernen beeinflussen. Und insbesondere sind es Social Software, die Studierenden neue Möglichkeiten für das Erstellen und Austauschen von Wissen über Podcasts, Filme, Fotos ect. ermöglichen.

Die meisten elektronischen Lernmedien unterstützen bisher das Verwalten und Vermitteln von Inhalten, ermöglichen es den Studierenden aber nur sehr eingeschränkt, Wissen zu teilen und das Lernen für den Einzelnen zu erleichtern und persönlich zu gestalten. Ausserdem sind elektronische Lernmedien nach wie vor auf das formale Lernen ausgerichtet und berücksichtigen das informelle Lernen kaum, welches einen wichtigen Bestandteil des studierendenzentrierten und lebenslangen Lernens sind. Gemäss G. Atwell [1,2] könnten Personal Learning Environments einen Antwort sein auf das Missverhältnis zwischen der Art wie wir Lernen und der Art wie Technologien funktionieren sein.

Gemäss Gaby Reinmann [3] ist PLE konzeptionell eine persönliche Wissens- und Lernumgebung. Technisch läuft PLE, gemäss ihrer Definition, auf (Web-)Applikationen hinaus, die für eine individuelle und dezentrale Zusammenstellung verschiedener (Social-Software) Werkzeuge offen sind und dem Lernenden im Idealfall lebenslang und unabhängig von bestimmten Bildungsinstitutionen zur Verfügung stehen. Eine PLE muss demnach die persönlichen Bedürfnisse eines Lernenden berücksichtigen und individuell konfiguriert und gestaltet werden können. Persönliche Daten, online Dienste, Websites und Social Software wie Twitter, Feeds, Blogs und Wikis müssen gesammelt, aufbereitet und geteilt werden können. Eine PLE sollte aus diesen Gründen typischerweise, und im Gegensatz zu einem herkömmlichen LMS, nicht an eine Institution oder einen Kurs gebunden sein, sondern den Studierenden institutionsübergreifend als persönliches Knowledge-Management-Tools für formales und informelles, lebenslangens Lernen zur Verfügung stehen. Es existieren bereits verschiedene PLE, am verbreitesten sind elgg [4], Netvibes [5] und Graasp[6].

Wie unterscheidet sich eine PLE von einem E-Portfolio? Eine klare Abgrenzung zu beschreiben ist aufgrund der verschiedenen Auslegungen der Begriffe nicht einfach. Die Beschreibung von Jenny Hughes von pontydysgu.org beschreibt den Unterschied darin, dass ein E-Portfolio ein Ort ist über Lernen zu erkennen, zu reflektieren und zu präsentieren. Im Gegensatz dazu kann PLE als ein Werkzeug, oder besser gesagt ein Set von Werkzeugen gesehen werden, nicht nur um Lernen zu präsentieren, sondern dieses breite Wissen individuell oder gemeinsam zu entwickeln und darzustellen.

Die Frage ist nun, ob und wie ein PLE in das Studium an einer Hochschule integriert werden kann. Es ist keine Frage, dass Studierende der ETH für ihr eigenes Lernen bereits häufig vielfältige Social-Software Tools benutzen und hier erfahrungsgemäss auch selber entscheiden möchten, welche Werkzeuge sie für die Aneignung und den Austausch von Wissen nutzen möchten. Es macht daher wenig Sinn, institutseigene Personal Learning Environments anzubieten, sondern den Studierenden vielmehr die Möglichkeit bieten, ihre Inhalte in bereits existierende Lernumgebungen einzubinden und so untereinander über eine Plattform auszutauschen. Sie erhalten so die Möglichkeit ihre persönlichen Lernartefakte aber auch die formalen Inhalte zusammen zu bringen und alles an einem Ort zu verwalten. Für das an der ETH eingesetzte LMS Moodle existiert ein OpenSocial-Plugin [7], welches mehr Flexibilität und Personalisierung ermöglicht. Ein Vorteil dieser Lösung besteht darin, dass die persönlichen Inhalte ins institutionseigene LMS eingebunden werden können und so alle wichtigen Lerninhalte an einem Ort zur Verfügung stehen. Ein Nachteil ist ganz klar, dass die Sammlung der persönlichen Inhalte nach Abschluss des Studiums nicht mehr zur Verfügung stehen. Dies widerspricht klar dem Grundgedanken einer PLE. Eine Lösung hierfür könnte die Initiative von Switch sein eine PLE-Plattform schweizweit und hochschulübergreifend anzubieten[8].

Literatur/Quellen

§134 · August 21, 2013 · Innovationsobjekte · · [Print]

2 Comments to “Personal Learning Environments (PLE) an der Hochschule – ja oder nein?”

  1. Andrea says:

    Hallo,

    vielen Dank für den Post, der die Aspekte einer PLE noch einmal aufgreift.
    Wir haben Studierende einmal selbst ihre PLE aufzeichnen lassen (z. B. http://krissa23.wordpress.com/2013/05/21/ple-und-selbstgesteuertes-lernen/; weitere im Blogaggregator Ende Mai: http://www.sooc13.de/programm/blog-aggregator/) wodurch die Unterschiede zwischen PLE und E-Portfolio – glaube ich – sehr deutlich werden.
    Bei der PLE geht es viel mehr um die Unterstützung individuellen Lernens durch Werkzeuge, Umgebungsfaktoren oder sozialen Austausch. Das E-Portfolio zielt stärker auf die Auswahl, Erstellung, Reflexion und Präsentation von Artefakten. Die PLE kann bei der Erstellung, Sammlung, Reflexion und Präsentation des Lernproduktes unterstützen, ist aber methodisch nicht auf die Darstellung und Reflexion des Lernprozesses fokussiert.

    Viele Grüße,

    Andrea Lißner

  2. GItarrist says:

    Vielen Dank für diese Zusammenfassung! Ist nicht PLE an californischen Universitäten bereits Umfangreich im Einsatz?